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Kommentar von Wilfried Reiser 15.3.2020

Wen scheint es heute noch sonderlich zu interessieren, ob Hankensbüttel im Landkreis Gifhorn oder Sachsen-Anhalt als neuntes Bundesland die Einmalzahlung für grundhafte Straßensanierung abgeschafft hat? Unbestritten ein großer Erfolg für die vielen Bürgerinitiativen und Interessenge-meinschaften, die den Protest unüberseh- und unüberhörbar auf die Straße gebracht haben, und ohne deren Kampf für Gerechtigkeit diese neue Wirklichkeit nicht entstanden wäre.

 

Der Wind hat sich gedreht. Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen. Das leuchtete schon Aristoteles ein. Der Fokus liegt auf Covid-19, ein Coronavirus, das uns den über-wiegend kommoden Alltag verhagelt. Eine bedrohliche Atemwegserkrankung, die unsere Gesell-schaft, die sozialen und wirtschaftlichen Systeme und deren Elemente, im wahrsten Sinne des Wortes in Atemnot bringen wird. Das gilt auch für unsere Bewegung im Kampf für die Abschaffung des bürgerfeindlichen §6b NKAG. Wir müssen konzedieren, dass öffentliche Informations- und Protestveranstaltungen temporär ausfallen werden. Die Frage nach der Länge des Zeitfensters wird auf lange Zeit unbeantwortet bleiben. Die exponentielle Verbreitung des Virus kann nur durch vernünftiges Handeln, durch sinnvolles Zurückfahren sozialer Kontakte verzögert werden. Ich wünschte mir auch, dass die politisch Verantwortlichen mehr antizipatorische Fähigkeiten im Kampf gegen das neue Bedrohungsszenario entwickeln. Auch Noah hat schon die Schiffsplanken für seine Arche zusammengezimmert, bevor er bis zu den Knien im Wasser stand. Alle jetzt einge-leiteten Maßnahmen erfolgten zu spät. Sie folgten zunächst augenscheinlich dem Diktat der Wirt-schaft und der Gewinnmaximierung.

 

Ich will mein Netzwerk dafür verwenden, um Gedanken und Ideen von Mitstreitern und Mitstrei-terinnen zu verbreiten. Stellvertretend sei Heiko Malinski aus Stade genannt, ein Mann der ersten Stunde unserer Bewegung, der Folgendes anregt:

 

Wir können versuchen, uns gegenseitig zu unterstützen. Mut zu machen, Ängste zusammen be-kämpfen.

Wir können versuchen Hilfsnetze mit zu initiieren.

Wir können versuchen den Zusammenhalt zu fördern.

Wir können versuchen Schwache zu unterstützen.

 

Wir sind ein starkes Netzwerk mit über 80 Bürgerinitiativen oder Interessengemeinschaften in Niedersachsen. Damit haben wir das Potenzial um uns wie bisher für Bürgergerechtigkeit einzu-setzen. Wir haben die Möglichkeit es weiterhin zu tun, ohne das originäre Ziel der Abschaffung der Strabs zu vernachlässigen. Der absolute Wille nach Gerechtigkeit wird sich nicht verändern, wenngleich der Gegenpart einen anderen Namen trägt.  Es geht weiter darum, Schwächeren zu helfen, aufzuklären ohne zu indoktrinieren, Ruhe zu bewahren ohne Panik zu schüren, teilen um zu überleben und nicht teilen um zu beherrschen.  

 

Vergessen wir nicht, dass wir Älteren durch lang anhaltenden, ungezügelten Konsum und durch Ressourcenverschwendung den Jüngeren den Lebensraum kontaminierten. Wir haben sie unge-fragt zu einer Risikogruppe gemacht. Heute bilden wir Älteren plötzlich und auch ungefragt eine neue Risikogruppe, bedroht vom heimtückischen Coronavirus, die um die Solidarität der Jüngeren buhlt, da deren Immunsystem robuster zu sein scheint. Wir müssen endlich erkennen, dass es nicht um Hieb oder Stich geht, um leise gegen laut, um mächtig gegen machtlos, um klein gegen groß, um reich gegen arm, um schwarz gegen weiß, um Return on Investment und Shareholder Value, sondern um ein respektvolles Miteinander, bei dem der Schutz des vermeintlich Schwäch-eren immer vorrangig ist. Wenn dieses, wenn auch nicht freiwillig, dann aufgezwungen von der Pandemie, auch Politiker und Wirtschaftsbosse und andere uneinsichtige Zeitgenossen begriffen haben, dann werden auch die unverbesserlichen Machiavellisten Moral wieder über Macht erheben.

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